I Liebe und Weisheit
Religion - Liebe und Weisheit

Die existentielle Situation der Menschen auf der Erde ist so „vereinigend“, dass sich alle Menschen unmittelbar verstehen könnten, alles andere fällt sozusagen als Nebensächliches ab:


Welches ist der wichtigste Zeitpunkt?
Das ist sofort!


Welches der wichtigste Mensch?
Derjenige, mit dem wir es gerade zu tun haben!


Welches ist die wichtigste Sache?
„Gutes zu tun, weil nur dafür der Mensch in das Leben gesandt ist.“


Goethe spricht das urbildlich in seinem Gedicht „Das Göttliche“ aus:

»Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen. «


Eine jede „echte“ Religion oder „Überzeugung“ führt von sich aus in den wesentlichen Kern der Dinge, in dem sich alle Menschen treffen können.
Das ist keine Meinung, Hoffnung oder Ideal, sondern eine Erfahrung.
Ich kenne keine Religion, aus deren Grundtexten oder wesentlichen Zeugnissen sich nicht dieses Bekenntnis auf das Wesentliche im guten Sinne finden lassen kann.
Und es wird auch gelebt, und zwar von der Mehrzahl der Gläubigen!
Es drückt gewissermaßen den „Normalzustand“ aus, - alle sonstigen feindlichen, konkurrierenden, hasserfüllten Verhaltensweisen zwischen den Menschen, Religionen und Kulturen sind „sekundär“, sind durch irgendwelche späteren Faktoren hervorgerufene Verfälschungen.
Hierfür kann man die mannigfaltigsten Beispiele aufführen, welches auf dieser Seite auch nach und nach geschehen soll.
Als erstes Beispiel sei hier der in vielen Märchen aufkommende „Dummling“ genannt, mit dem sich ein jeder sofort identifizieren kann, - sonst würden die Märchen ja nicht ihre große Verbreitung erlangt haben -, der eben noch nicht von sekundärem Ehrgeiz oder Eitelkeit oder ähnlichen Verzerrungen geprägt ist wie seine viel schlaueren Brüder.
Er geht seinem unmittelbaren Gefühl nach und gewinnt letztendlich dadurch die „Königstochter“.
Es ist heute allerdings so, dass dieses gesunde Grundempfinden und –verhalten der Menschen den stärksten Angriffen ausgeliefert ist. Überall wird Misstrauen und Feindschaft gesät. Umso wichtiger ist es, diese „These“ von dem „Gutsein“ der Menschen im Bewusstsein zu halten. Es handelt sich eben nicht um ein hohes für die ferne Zukunft anzustrebendes Ideal, sondern ist der Normalzustand!
Alles andere erfolgt durch künstliches Schüren von Hass und Ähnlichem und ist sekundär, auch wenn es offensichtlich das Ursprüngliche so überwuchert, dass man es aus dem Auge verlieren kann. Es ist richtig, dass die meisten Gräueltaten aus religiösen Bezügen heraus getan wurden, es hat aber dennoch nichts mit der wahren „Religion“ zu tun, die jedem (normal entwickelten) Kinde eigen ist. Das scheint der offiziellen Meinung sehr zu widersprechen, die alles Übel gerade der Religionsentwicklung zuschreiben will. Hier darf man jedoch nicht die „Kirchengeschichte“ mit der Religionsentwicklung verwechseln. Unter „Kirche“ verstehe ich hier jede „organisierte“ Religionsform. „Religion“ ist hier gewissermaßen ein neuer Begriff, oder auch wiederum der alte, ursprüngliche.
Aus diesen Gesichtspunkten ergibt sich, dass aller Extremismus oder gar Terrorismus die Polarität zur Religion, bzw. das Gegenteil von Religiosität darstellt.
Zum Glück findet man heute für alles einen Spezialisten bzw. eine Spezialistin und so kann ich sogar auf das Buch von Marta Heimeran hinweisen „Von der Religion des kleinen Kindes“.
Die Grundgeste der auf die Erde kommenden Wesen ist erst einmal das Wahrnehmen. Dann kommt aber sogleich das Spielen. Das kann man bis in die Welt der Tierkinder hin beobachten, denen man ja insbesondere die Tätigkeit des Spielens zuschreiben muss. Friedrich Schiller hat das Spielen für den Menschen als die eigentlich „urmenschliche“ Tätigkeit charakterisiert:
“Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“(1)
Das belegt das volle Menschentum des gerade auf die Erde gekommenen Kindes. Jedes Wahrnehmen-Können, Aufnehmen eines Neuen, Unbekannten, setzt eine Liebe-Fähigkeit voraus: Ein Stück Selbstlosigkeit ist die Voraussetzung des Wahrnehmens. Mit dieser Liebes-Gabe kommen die Wesen auf die Welt, dann erst finden die Verzerrungen, Verdrehungen, Extremisierungen statt.
Dieses Grundgesetz ist in den Evangelien in der Szene von der Segnung der Kinder durch den Christus ausgedrückt: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“
„Empfangen wie ein Kind“ heißt, zu dem ursprünglichen Sein, aus dem man hervorgekommen ist und hingehen wird, zurück zu finden, welches sich in der echten kindlichen Qualität noch ausdrücken kann. Dieser Bereich ist aber schon sehr in den Verzerrungsbereich gekommen durch den Raub der Kindheit über Früheinschulung, schlechte Ernährung, Medienüberschüttung und vieles mehr.
Der idealen Kindheit entspricht die echte Altersweisheit, in welcher der Mensch wieder zu seinem Ursprung zurückfindet. Der alte Mensch genügt nicht mehr ganz den gesellschaftlichen Konventionen. Man kann über ihn vielleicht oft lächeln, weil er weise und liebevoll in die Welt blickt, diese gelten lässt und für sich sprechen lässt, nicht mehr vorschnell oder sogar gar nicht mehr urteilt. Auch die Sphäre der Altersweisheit wird gewissermaßen „ausgerottet“ durch die gesellschaftlichen Verformungen unserer technisierten Welt. Den schlimmsten Angriff erfuhr sie in den letzten Jahren durch die sich epidemisch ausbreitende Altersdemenz, welche sozusagen das Gegenteil von der angedeuteten Altersweisheit bedeutet.
In der Qualität der Altersweisheit klingt noch ein anderes „vergessenes“ Phänomen an.
Das ist sozusagen in der „Trottelweisheit“ gegeben. Früher war es eine natürliche Reaktion, den Menschen, die nicht ganz normal entwickelt waren, einen eigenen seelischen Freiraum zuzugestehen. Ihnen wurde eine gewisse Verehrung entgegengebracht, da man spürte, diese Menschen sind der göttlichen Welt ein Stück näher als wir.
Ein wunderbares, wenn auch sehr extremes Beispiel hierfür hat Wladimir Lindenberg in seinem Buch „Gottes Boten unter uns“ beschrieben: In den Revolutionswirren der Oktoberrevolution in Russland, wird eine Adelsfamilie auseinandergerissen. Der Vater flieht durchs Land nach Kiew, die Mutter mit den Kindern kann später mit dem letzten Zug nach Deutschland fliehen. Es bestand keinerlei Möglichkeit einander Nachrichten auszutauschen, da die Ziele völlig unbekannt waren. In Kiew flammte plötzlich wieder ein Judenpogrom auf. Häuser und Geschäfte der Juden wurden geplündert, die Polizei sah untätig zu. Der Vater der Familie erkannte die Situation und es gelang ihm (selber ein orthodoxer Russe) tatkräftig einzugreifen, die Polizei zu mobilisieren. So konnte Schlimmstes noch verhindert werden. Er schreibt später an seine Frau:
“…Aber nun denk dir, was weiter geschah. Vorgestern gehe ich durch den Markt, da läuft immer ein alter blinder Jude mit seinem Enkel umher, den sie Meiserle Meschuggele nennen. Er ist so etwas wie ein Jurodivyi bei uns, halb verrückt, halb Hellseher, halb Weiser. Ich hab nie gesehen ,dass er bettelte. Die Leute waren immer ehrerbietig gegen ihn. Sein Enkel sieht mich, grüßt mich und erzählt es wohl seinem Großvater. Jedenfalls kommen die beiden auf mich zu. Meiserle Meschuggele ergreift meine Hand, schüttelt sie lange und dankt mir für das, was ich für sein Volk getan habe. Dann sagt er: »Wenn du etwas wissen willst, was dir verborgen ist, frag mich, ich sag es dir.« … »Ob wohl meine Frau und mein Sohn noch leben?« er horchte auf. »Sie leben !« sagte er. Ich erschrak über eine so bestimmte Antwort. Er beugte sich zu mir. »Schreib es dir auf: Remscheid, Lindenstraße 11.«…“
Dieses Beispiel ist hier nur wegen der Beschreibung eines „besonderen“ Menschen gegeben, nicht wegen des Phänomens der Hellsichtigkeit, das muss an anderem Orte behandelt werden. Jeder irgendwie „behinderte“, seelenpflegebedürftige Mensch ist ebenfalls „besonders“. Auch hier müssen wir erkennen, dass die moderne Zeit in der wüstesten, barbarischen Weise mit diesen Menschen umgeht. In den meisten Ländern gilt es noch als Schande, solch einen Menschen in der Familie zu haben, so dass diese in quälender Verstecktheit ihr Dasein fristen müssen, oder in Anstalten dahinvegetieren, ohne eine angemessene Pflege zu bekommen. Oft ist auch ein „Zustopfen“ mit chemischer Medizin der Fall.
Allerdings gibt es auch schöne positive Beispiele der Wieder-Integration dieser Menschen in die Gesellschaft.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die ursprüngliche Religiosität mit tiefer Liebefähigkeit zu tun hat, welche sich insbesondere in der echten Kindheit offenbart. Diese Liebefähigkeit, gekoppelt mit Erfahrung wird zu Weisheit, welche dem Alter entspricht.
In unserer Sprüche-Sammlung sind ja Weisheiten aus aller Welt gesammelt. Wenn man die einzelnen Gedanken anschaut, so erkennt man, dass sie nicht ohne einen entsprechenden „Liebe“-Impuls zu verstehen sind. Unter „Liebe“ wird hier etwas „allgemein Menschliches“ verstanden, unter Weisheit, die Fähigkeit, die Welt der Erfahrung mit dem Geistigen zu verbinden.
Mit dieser einfachen, grundsätzlichen Gegenüberstellung sind natürlich schwierigste Fragenkomplexe angerissen, deren Lösungs- und Darstellungsversuche Bibliotheken füllen.
In einfacher Sprache finden sich diese Zusammenhänge in Form von Sprüchen oder kultischen Texten.

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Anmerkungen:
(1) Dieses Zitat stammt aus dem 15. Brief. Den Textzusammenhang findet man unter: http://www.kuehnle-online.de/literatur/schiller/werke/phil/aestherzieh/15.htm
Weiter auszuarbeiten:
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Die kostbaren Seiten der Religionen
Islam – Glaube
Judentum – Das Auserwähltsein und die Treue
Katholische Kirche – Fürsorge
Orthodoxe Kirche – Begeisterung
Protestantismus – historisches Gewissen
Buddhismus – Liebe und Friedfertigkeit
Hinduismus – Sinn für das Leben im Kosmos
Taoismus – Weisheit
Goethe – Edel sei der Mensch
Eine neue Zeit ist angekommen: George Ritchie, Rückkehr von morgen
An die Hand geben: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten