Die Sprache der Tonarten
Dass die Tonarten verschiedene Charaktere haben, brauchte man den
Komponisten nicht zu sagen, sie haben selbstverständlich damit gearbeitet, wie der Maler mit
seinen verschiedenen Farben.
In der letzten Zeit wird der Sinn stärker, den verschiedenen Ausdrucksarten der Tonarten
nachzulauschen. Ein Pionier in dieser Richtung war Hermann Beckh mit seinem Buch: „Die
Sprache der Tonarten in der Musik“.
Dennoch ist diese Thematik nicht unproblematisch: kann sie doch mit üblichen wissenschaftlichen
Begriffen nicht erfasst werden. Im Gegenteil muss man sagen: mit der modernen temperierten
Stimmung gibt es theoretisch diese Unterschiede gar nicht!
Die unmittelbare musikalische Wahrnehmung widerspricht dem aber völlig, aber die Phänomene
sind nicht einfach zu klären! Daher sehe ich es als erste Aufgabe an, dasjenige was unmittelbar gut
zu erleben ist musikalisch vorzustellen. Hiermit habe ich im vergangenen Juni 2011 mit einem
Vortragskonzert über die Tonart D-Dur begonnen.
In diesem Sinne die 12 Dur-Tonarten einfach vorzustellen, ihre Charakteristik bekannt zu machen,
würde die Aufmerksamkeit und Offenheit für Wahrnehmungen in dieser Hinsicht stärken.
Nicht so leicht geht es mit den gleichnamigen Molltonarten. Hier hat sich wiederum ein fatales
Missverständnis (ähnlich dem der falschen Metronom-Deutung) ausgebreitet: die Charakterisierung
der Molltonarten muss natürlich von der gleichnamigen Tonart ausgehen! Das wird leider
missachtet, angefangen von Hermann Beckh, dessen Verdienste dadurch aber in keiner Weise
geschmälert werden dürfen.
Inspiriert wurde er hierzu wahrscheinlich (fälschlich) von den Komponisten, angefangen von
Frederic Chopin in seinen Preludes oder Alexander Scriabin, ebenfalls mit den Preludes, die aus
kompositorischen Gründen, die parallelen Molltonarten den Durtonarten beiseite gestellt haben,
weil sie ja durchaus etwas miteinander zu tun haben! Sie erheben aber keinen Anspruch, die
Tonarten charakterisieren zu wollen! Diese Charakterisierung muss man ihnen natürlich indirekt
ablauschen!
Bei Johann Sebastian Bach war es anders: hier liegt ein richtiges Porträtieren der Tonarten vor: erst
in Dur, dann in Moll.
Es ist sehr merkwürdig, dass eine so junge Forschungsrichtung gleich auf eine so falsche Fährte
geraten kann. Glücklicherweise sind die Schäden nicht allzu groß, da eine richtige Systematik fehlt,
- vielleicht aus diesem Grunde, und sich nur wenige Fehler, bzw. Fehldeutungen eingeschlichen
haben.
Die systematische Charakterisierung der Molltonarten ist jedenfalls eine äußerst wichtige Aufgabe,
da durch diese, manche Dinge erst richtig eingeschätzt werden können.
Blickt man dann wieder auf die Dur-Tonarten, so herrscht hier eine umfassende Klarheit, so dass
unbedingt erst von diesen ausgegangen werden muss.
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AKTUELL:
Tonartenporträt:
29. Dezember 2024 11 Uhr:
Die Weihnachts-Tonart Es-Dur - ein Porträt
anhand von Beispielen aus der Klavierliteratur von Bach bis Rachmaninoff
mit Bildern vom Isenheimer Altar
Im Raphaelsaal der Friedrich-Husemann-Klinik in Wiesneck, 79256 Buchenbach
ARCHIV:
7. April 2024 11 Uhr:
C-Dur - Porträt einer Tonart
anhand von Beispielen aus der Klavierliteratur von Bach bis Rachmaninoff
Im Raphaelsaal der Friedrich-Husemann-Klinik in Wiesneck, 79256 Buchenbach
Mit A-Dur wurde 2023 ein Wiederholungszyklus der Dur-Tonarten begonnen. Die Moll-Tonarten sind noch in Vorbereitung.
9. Juli 2023 11 Uhr:
A-Dur - Porträt einer Tonart
anhand von Beispielen aus der Klavierliteratur von Bach bis Schostakowitsch
Im Raphaelsaal der Friedrich-Husemann-Klinik in Wiesneck, 79256 Buchenbach